Sodpumpe

Das Wissen um die Herstellung einer Sodpumpe ganz aus Holz ist in der Zentralschweiz nicht mehr vorhanden. Selbst im Freilichtmuseum Ballenberg sind die Funktionsteile der äusserlich alten Sodpumpe in moderner Technik ausgeführt (Grauguss)

 

Der letzte Sodbrunnenmacher in Giswil war Franz Anderhalden, geboren am  9. Dezember 1866, gestorben am 17. August 1951, besser bekannt unter seinem Übernahmen „Ruppen Stumm“. Er war von Geburt her stumm, hatte aber eine sehr geschickte Hand und führte alle Küferarbeiten aus. Er wohnte und arbeitete im Haus Nageldach, Grossteil.

 

Der Bau der Gemeindewasserversorgung in Giswil bedeutet das Aus für praktisch alle Sodpumpen in dieser Gegend. Früher hatte jedes Haus einen eigenen Sodbrunnen, um das Trinkwasser zu gewinnen. Das Vieh wurde, wo immer möglich, in einem nahen Bach zur Tränke geführt.

 

Im Berner Seeland in Rizenbach lebt der letzte „Södeler“ in der Schweiz, es ist Hermann Baumann. Er ist über 90-jährig. Er gab uns bereitwillig Auskunft und zeigte uns anhand von Beispielen, wie eine Sodpumpe aufgebaut wird und wie diese funktioniert. Pläne oder Bauanleitungen für diese Arbeiten sind natürlich nicht vorhanden, es ist alles im Kopf  von Hermann Baumann gespeichert. Mit vielen wertvollen Tips und Tricks des letzten „Södelers“ haben wir uns an die Erneuerung der Sodpumpe im Hirsgärtli gewagt. Diese hölzerne Sodpumpe  war bis ca. 1960 im Einsatz, leider waren keine Teile der ursprünglichen Pumpe mehr vorhanden. Das Wasser wurde zum Tränken der Tiere verwendet. Der Grundwasserspiegel im Hirsgärtli liegt nur ca. 1.5 m unter der Oberfläche. Das Wasser ist selbst im Hochsommer kalt und reichlich vorhanden.

 

Der Arbeit des Sodmachers fängt mit dem Graben des Sodbrunnens an. Es ist eine überaus mühsame Arbeit und wurde früher natürlich ausschliesslich in Handarbeit ausgeführt. Die Tiefe eines Sodloches ist nur durch die Förderhöhe der Pumpe beschränkt, diese liegt bei ca. 5m. Die späteren gusseisernen Pumpen mit einem tiefer liegenden Arbeitszylinder erlaubten Förderhöhen bis ca. 12m. Die Sodlöcher wurden in Giswil mit Bollensteinen ohne Mörtel ausgemauert.

 

Als nächste Arbeit müssen die Tünkel in der richtigen Länge gebohrt werden. Dazu wird regelmässig gewachsene astfreie Rottanne verwendet. Für eine lange Lebensdauer wird auf die Mondphase geachtet, ideal ist ein Fälldatum in der ersten Januarwoche. Das Holz soll zum Bohren weder zu feucht noch zu trocken sein, es wird ca. ein Monat gelagert. Der Bohrungsdurchmesser im Kandlibereich (Zylinderdurchmesser) beträgt ca. 90mm, die Bohrungen in der Laterne weisen eine Durchmesser von ca. 40 mm auf. Für das Kändli und die Buchs wird gut gelagertes Eichenholz verwendet. Alle Dichtungen werden aus 3mm Spaltleder hergestellt. 

Eine hölzerne Sodpumpe kann 20 bis 30 Jahre funktionieren bis diese wieder revidiert werden muss. Ganz wichtig ist die Entleerung im Winter um allfällige Frostschäden zu vermeiden.

 

Heimatkundliche Vereinigung Giswil                 2006 / LD