Sodbrunnen

Nachdem der Sodmacher eine Wasserader gefunden hat, wird ein kreisrundes Loch mit einem Durchmesser von ca. 1.5 m gegraben. Das Wichtigste in dieser Phase ist das genaue Abstechen der Ränder. In der Grube kann mit einer maximalen Werkzeuglänge von 80 cm gearbeitet werden.

 

Bei einer Tiefe von ca. 1.5 m wird die Grube ausgeschachtet. Zu diesem Zweck wird die ganze Grube mit Brettern ausgekleidet. Zur Versteifung werden zwei geschmiedete Ringe eingebracht und mit Keilen gesichert.

 

Nun wird die nächste Etappe in Angriff genommen. Der Sodmacher arbeitet sich wendeltreppenartig nach unten. Der Aushub wir mit einer Bockwinde nach oben gezogen. Bei idealen Verhältnissen kann ein Sodmacher pro Tag 2-3 m Tiefe schaffen.

 

Nun wird nach jedem zusätzlichen Meter wieder ausgeschachtet. Natürlich ist das vom Baugrund abhängig. Bei starken Regenfällen oder Schneeschmelze kann im Sod nicht gearbeitet werden, da die Gefahr besteht, dass das Oberflächenwasser die Spriessung hinterspült.

 

Jetzt wird die nächste Etappe in Angriff genommen. Der Sodmacher braucht für diese Arbeit lediglich eine Wasserwaage sowie einen Messstecken. Unter der Annahme dass in 3.5 m eine wasserführende Schicht erreicht ist, kann nun mit dem Ausbau des Brunnens angefangen werden.

 

Vor dem eigentlichen Ausbau des Schachtes mit Bollensteinen muss der Sodmacher den „Wasserstand graben“. Der Grundwasserstand bei 3.5m Tiefe verhindert einen weiteren Aushub. Mit den heutigen Mitteln wäre es vermutlich möglich dieses Wasser sofort abzupumpen. Früher war das nicht möglich, so musste nach anderen Wegen gesucht werden um den weiteren Ausbau des Sodes zu bewerkstelligen. Im Sod soll sich ja auch in trockenen Zeiten ein Wasserpegel von mindestens 0.5 m bilden. Auf den Grund des Sodes wird ein Holzring gelegt mit den Massen der Ausmauerung. Darauf werden kreisrund Ziegelsteine gelegt. Im Wasser wird das Material unter dem Holzring abgetragen. Mit dem fortschreitenden Versinken des Holzringes wird jeweils wieder eine neue Schicht Ziegelsteine aufgelegt.

 

 

Nachdem die Ziegelsteinmauer eine Höhe von 0.5 m erreicht hat, kann mit dem Ausbau mit Bollensteinen begonnen werden. Diese werden wieder mit der Bockwinde in den Sod herunter gelassen und auf den Ziegelsteinen aufgebaut. Der Sodmacher arbeitet nun von der Leiter aus. Zug um Zug werden die Bretter entfernt.

 

So präsentiert sich der fertig ausgebaute Sod. Zu erwähnen bleibt noch, dass der Bau eines Sodes eine sehr lange Erfahrung brauchte. Es kam offenbar des öftern zu schweren Unfällen, da sich die Vorgänge im Boden nie genau voraussagen lassen. Die grösste Gefahr waren offenbar plötzliche Wassereinbrüche, die die ganzen Verspriessungen zum Einsturz bringen konnten. Was auf den ersten Blick paradox scheint, ist die Tatsache, dass zu viel Grundwasser genau so schlecht war wie zu wenig. Das Wasser sollte durch die Bewohner innert Tagesfrist verbraucht werden. Nur der genügende Wasserwechsel in Sod war der Garant dafür, dass das Wasser nicht faul wurde.

 

Nach intensiver Suche haben wir in Giswil doch noch einen Kolben einer hölzernen Sodbrunnenpumpe gefunden. (Im Berner Seeland wird dieses Teil als „Kändli“ bezeichnet.) Der Kolben wird aus Erlenholz hergestellt und vor dem Einbau eine Woche gewässert. Eingebaut war dieser Kolben in der Schrotenmatt, die Pumpe war bis um 1900 im Einsatz. Hergestellt wurde die Pumpe von Franz Anderhalden „Ruppen Stumm“. Auf dem  Sodbrunnen in der Schrotenmatt war ein Grundlast verbrieft, die Bewohner der oberen Schrotenmatt hatten das Recht hier ebenfalls Wasser zu holen. Im Kolben war eine eiserne Zugstange eingelassen und mit drei Schlossschrauben befestigt. Das vorliegende Exemplar hat einen Durchmesser von 95mm und eine Länge von 59 cm. Vom 4mm dicken Lederventil sind nur noch Reste vorhanden, auch fehlt das Gewicht mit dem die Ventilklappe versehen war.