Spanische Grippe in Giswil

 Unscheinbar hängt an der Kirchenmauer in Rudenz eine von Efeu umrankte weisse Marmortafel. Der ehemals goldig gefassten Schriftzug über den zwei gekreuzten Karabinern lautet: „Andenken an die in der Kriegszeit 1914 – 1918 fürs Vaterland verstorbene Wehrmänner von Giswil“

 

Alle drei auf der Tafel erwähnten Wehrmänner sind im Sterbebuch eingetragen, die Todesursache wurde vom damaligen Pfarrer Rohrer nicht festgehalten. Einige Details zu den Verstorbenen haben wir aber trotzdem noch gefunden:

 

Ambiel Peter geb. am 13. Mai 1893 diente in der Festungs Train Kompanie I als Trainsoldat, er starb am 5. Mai 1917 in Davos vermutlich im Übungseinsatz. Der Eintrag im Sterbebuch lautet: „starb in Davos und wurde in Giswil mit militärischen Ehren begraben“. Seine Eltern waren Fuhrmann Josef Ambiel und Agnes von Ah, Spechtsbrenden.

 

 

Halter Theodor geb. am 2. Nov. 1888 war Füsilier im Obwaldner Bataillon I/47. Seine Eltern waren Halter Johann und Berchtold Maria, Wirtsleute im Alpenrösli, später zog die Familie in die Schribersmatt, sie waren unter dem Beinamen „Rübeners“ bekannt. Theodor starb am 25. Nov. 1918 in Luzern.

 

Berchtold Fritz geb. am 28. Aug. 1895 diente in der Sanitätskompanie I/7. Er starb am 10. Dez. 1918 in Solothurn. Seine Eltern waren Berchtold Alfred, Länzen und Anderhalden Anna Marie, Fritz wurde im Eili geboren und wuchs dort auf. Er, wie auch Halter Theodor werden im Totenbuch als Soldaten genannt und wurden in Giswil begraben, ein Hinweis auf militärische Ehren fehlt. Mit grosser Wahrscheinlichkeiten wurden sie Opfer der Spanischen Grippe.

 

Ab August 1918 grassierte diese Viruspandemie weltweit und forderte über 25 Millionen Opfer, davon in der Schweiz alleine 25‘000. Obwalden hatte schweizweit, im Verhältnis zu seiner Bevölkerung am meisten Tote zu beklagen. Am höchsten waren die Opferzahlen in Lungern und Engelberg. In Giswil kann, wie oben beschrieben, die Todesursache nicht eindeutig festgelegt werden. Aus der Gruppe der zwanzig bis vierzig jährigen starben von Aug. 1918 bis Dez. 1919 acht Personen. Bis heute ungeklärt ist die Tatsache, dass die Seuche robuste Männer und Frauen im mittleren Alter tödlich traf. Das Obwaldner Bataillon 47 hatte sehr grosse Verluste zu beklagen, nicht zuletzt darum weil man die Soldaten wegen Seuchengefahr nicht einfach nach Hause schicken konnte. In der Presse kursierten viel „nützliche“ Massnahmen zum Schutz gegen Ansteckung: putzen, Zimmer ausräuchern, nicht auf den Boden spucken, spazieren an der frischen Luft, reichlich rauchen und Alkohol trinken. Diesem Aufruf schlossen sich sämtliche Zürcher Professoren per Inserat in der Tageszeitung an.